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Hagen
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Akkordeonist und Pianist, aufgewachsen in Dübendorf und Uster als eines von sieben Kindern einer mittellosen Familie. Er hatte das Talent von seinem Vater, einem Klavierstimmer und Musiker, geerbt, den er, kaum zehnjährig, aus wirtschaftlicher Not öfter als Musikant vertrat, nachdem seine aussergewöhnliche Begabung im Handorgelspiel schon mit sechs Jahren offenbar geworden war. Auf eine Berufslehre musste er verzichten; statt dessen vermittelte ihm sein Vater die nötigen Kenntnisse im Klavierstimmen.
Sein technisches Geschick aber befähigte ihn gar zu seinem Spezialberuf auf dem Gebiet des Antriebes von Kirchenglocken. Mit dem Elektrifizieren von Glockengeläuten befasste er sich schon als Sechzehnjähriger. Dass er sich darin als besonders erfinderisch erwies, beweist sein patentiertes System der Gegenstrombremse, die das Schwingen der Glocke unterbricht. Seine technische Begabung verband er mit einem feinen Ohr für Klangreinheit, was ihm beim Begutachten neuer Geläute in Glockengiessereien sehr zustatten kam. Als Musiker wirkte er anfänglich in Liebhaberorchestern mit; so war er 1928 einer der Gründer des Orchestervereins Dübendorf. Doch die Ländlermusik entsprach seinen Neigungen weit mehr, und nach ersten Schritten in der Kapelle «Schwyzerhüsli» Wald und an der Seite von Gottfried Züger, Klarinette, kam es um 1930 zur wichtigen Begegnung des Pianoakkordeonspielers mit dem ihm ebenbürtigen Akkordeonisten Walter Wild. Während der nächsten fünf Jahre reiste das rasch bekanntgewordene Duo jeweils im Juni zu Schallplattenaufnahmen nach Berlin. Berühmter als der Klarinettist Moritz Kennel, mit dem Hagen ebenfalls mehrere Jahre zusammenarbeitete, war schon damals Jost Ribary, in dessen Kapelle im Zürcher Niederdorf-Lokal «Konkordia» er von 1936 bis 1942 mitwirkte, was den Zenit seiner Laufbahn bedeutete. Ribary und Hagen wurden dabei musikalisch unterstützt durch Gusti Böhni, Klavier, Otto Würsch, Kontrabass und Posaune, sowie zeitweise durch das Gesangsduo Sepp Israng/Jakob Kessler. Mit rund 200 Schallplattenaufnahmen wies sich diese Ländlerkapelle als eine der erfolgreichsten jener Jahre aus. Einen neuen Abschnitt bildete schliesslich die Partnerschaft mit Hans Ribary, einem Cousin von Jost Ribary, die fünfzehn Jahre dauerte. Den etwa 600 Schallplatteneinspielungen, bei denen Hagen jemals mitgewirkt hat, stehen rund 200 Eigenkompositionen gegenüber (andernorts ist von 350 die Rede), mit denen er sich in die vorderste Reihe der Komponisten volkstümlicher Musik stellte. Vielleicht hat er gerade als ideenreicher Melodienschöpfer von so berühmten, zuweilen harmonisch anspruchsvollen Stücken wie «Bambina», «Sonnenstrahlen» oder «Rosmarie», verlegt von Walter Wild, Fridolin Feldmann, Helbling usw., am meisten Bedeutung erlangt. Materielles und gesundheitliches Missgeschick begleiteten ihn zusehends auf dem letzten Drittel seines Lebensweges. So zog er sich 1948 bei der Ausübung seines Berufes als Glockenmonteur eine qualvolle Handverletzung zu, die eine Verkürzung mehrerer seiner Finger zur Folge hatte. Im Frühjahr 1962 erkrankte er schwer und musste den folgenden Sommer im Spital zubringen. Kurz nachdem er genesen war und seiner beruflichen Tätigkeit wieder nachgehen konnte, ereilte ihn im Kirchturm zu Heimenschwand ob Thun der Tod durch Unglücksfall. Seine Beisetzung fand in Zürich, wo er jahrzehntelang bis zuletzt in den Quartieren Oerlikon, Seebach und Industrie gelebt hatte, auf dem Friedhof Sihlfeld statt.
Sein Nachlass umfasst viele handschriftliche Skizzen von Kompositionen aber auch Konstruktionszeichnungen aus seiner Arbeit als Glockenmonteur. Der Nachlass wurde 2011 dem Haus der Volksmusik in Altdorf geschenkt, 2018 aufgearbeitet, teilweise digitalisiert und zur definitiven Archivierung dem Staatsarchiv Uri übergeben. Viel handschriftliches Notenmaterial steht in dieser Datenbank zur freien Verfügung.



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