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Geisser
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Klarinettist und wohl einflussreichster Ländlermusiker der neueren Zeit, dessen schillernde Persönlichkeit und unstetes Leben vielfach Anlass zu Legenden gaben, besass eine starke Ausstrahlung und wirkte als Interpret und Komponist gleichermassen stilbildend.
Als Berufsmusiker ohne feste Bindung lebte er die meiste Zeit nacheinander in Altdorf, Schattdorf, Erstfeld, Wollerau und Zürich, wiewohl er bis zu seiner späten Verheiratung letztlich nirgendwo eine Bleibe hatte. Geboren in Arth und aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen in Goldau als das älteste von sieben Kindern der Maria und des Casimir Geisser, Eisenbahnarbeiter und Schwyzerörgeler, machte er schon im jugendlichen Alter durch angeborenes Talent und beharrliches Üben auf sich aufmerksam. Das musikalische Rüstzeug erwarb er sich bei diesem und jenem Sachkundigen, worunter sich Musikdirektor Miscovitsch (genannt «Exovitsch») aus Goldau befand, der ihn das Notenschreiben lehrte und ihm die theoretischen Grundkenntnisse vermittelte. Die Polka «Auf Oberfeld's Höhn», die erste Eigenkomposition, schrieb er 1915 mit sechzehn Jahren, während seine Musikerlaufbahn 1917 aus Anlass der Kilbi im Gasthof «Hof» in Ibach bei Schwyz ihren Anfang nahm. In der Goldauer Glühlampenfabrik ging er in die Lehre als Glasbläser, wo er Dominik Märchy aus Arth kennenlernte, mit dem er in der Folge längere Zeit zusammen spielte. Da ihn der gelernte Beruf nicht ausfüllte und er glaubte, das wenige, dessen er bedurfte, angesichts des ihm weitherum vorauseilenden Rufs als gewandter Klarinettist und einfallsreicher Komponist leichter verdienen zu können, lebte er fortan von der Musik. Bedeutsam wurde zu Anfang die Partnerschaft zwischen ihm und dem Schwyzerörgeler Josef Stump, dessen altes Melodiengut in manchen Tänzen Geissers neu auflebte. Um 1920 verliess er das Elternhaus und zog für eine Weile nach Zürich, wo er in Gesellschaft des aus Uri stammenden Trompeters Gotthard Müller musizierte. In Altdorf, das er anschliessend als Wohnort wählte, nahmen ihn nacheinander die Wirte und Handorgelspieler Xaver Grossholz (1882-1961), Restaurant «Schützengarten», und Alexander (Xandi) Imholz (1886-1956), Restaurant «Hirschen», bei sich auf. Beide stellten sich schon bald als Begleiter in seinen Dienst, so auch für die ersten Schallplatteneinspielungen in Berlin unter dem Namen «Ländlerkapelle Geisser Ahdorf», bei denen ausserdem der Bassist Karl («Bierkari») Eichhorn teilnahm. Eine andere Formation Geissers in diesen schaffensfrohen, an neuen Kompositionen reichen Urner Jahren war das «Ländlerquartett Uri», das eine Einheit zwischen ihm, Gustav Gisler, 2. Klarinette, Xandi Imholz, Handorgel, und Adolf Bachmann, Bassgeige, bildete und dessen urchige Spielweise ebenfalls auf alten Schallplatten erhalten blieb. Nachdem Geisser zwischen 1923 und 1925 in Schattdorf gelebt, hier zusammen mit Andreas Aschwanden, Schvyzerörgeli, Hermann Lott, Klarinette, nebst vielen anderen Musikanten gespielt und eine geraume Zeit der örtlichen Musikgesellschaft angehört hatte, hielt er sich anfänglich unangemeldet in Erstfeld auf,wodurch er, nebst anderem, mit den Gemeindebehörden in Konflikt geriet. Allein sein Ruf als «Ländlerkönig» und friedfertiger Leichtfuss war ihm vorausgeeih und stimmte seine Widersacher, wie später woanders noch öfter, versönlich. Der Handorgelspieler Josef Zgraggen, vormals Partner von Xaver Grossholz, erbot sich ihm als Hausherr und Mitgründer, neben Alois Dittli, Akkordeon, und Adolf Bachmann, Bassgeige, der Berufskapelle «Echo vom St. Gotthard». Mit ihr arbeitete er hauptsächlich in Zürich, Bern und La Chaux-de-Fonds. Dieselben Musiker waren auch dabei, als er 1926, abermals in Berlin, eigene Tänze unter dem Namen «Kapelle Geisser Erstfeld» auf Schallplatten einspielte.
Nach seiner Übersiedlung 1928 nach Wollerau, wo ihn seine Schwester bei sich unterbrachte, entstand in Lausanne unter dem Etikett «Kapelle Geisser Wollerau» die bemerkenswerte Serie von 20 Schallplatten der Marke «Polydor» mit 40 seiner beliebtesten Titel. Als Begleiter wirkten u.a. Roman Stadelmann (t 1931), Handorgel, und «Bierkari» Eichhorn, Bassgeige, mit. Immer stärker nahm ihn nun das Notenschreiben in Anspruch, trafen doch aus weiten Gebieten der Schweiz mehr und mehr Bestellungen für seine Stücke ein, was ihm als Eigenverleger einen zusätzlichen, wenn auch schmalen Verdienst sicherte. An Bedeutung gewannen aber vor allem die Kontakte zu Ländlermusikkreisen in Zürich. Bald fühlte er sich hier heimisch, musizierte ab 1929 vornehmlich im «Goldenen Schäfli», in der Bierhalle «Wolf», dazu im «Schwalbennest» Basel, im «Gotthardloch» Luzern usw. und nahm 1936 für immer Wohnsitz in der Limmatstadt. Seinem ständigen Hang nach Veränderung folgend, wechselte er auch hier öfters sein Zuhause, bis er sich 1937 verheiratete und von da an ein geregeltes Familienleben der bisherigen Ungebundenheit vorzog. In den Verlagen Walter Wild und Zirlewagen erschienen jetzt eine Reihe seiner Erfolgsstücke, von denen er bis dahin, mühsam genug, Abschriften auf Bestellung angefertigt hatte. Hernach schloss er sich der Kapelle «Echo vom Pilatus» an, worin ausser ihm Heiri Müller, Handorgel (abwechselnd auch Gody Burlet und Gottfried Rey), Gotthard Hämmerle, Klavier, und Emil Christen, Bassgeiger und Leiter der Gruppe, spielten.
Obendrein nützte er, um überleben zu können, jede sich bietende Gelegenheit zum Musizieren, bis er mit erst vierundvierzig Jahren nach elfmonatiger Leidenszeit an Speiseröhrenkrebs starb. Mit ihm war ein ebenso feinsinniger wie überaus produktiver Ländlerkomponist dahingegangen, hinterliess er doch nachweisbar über tausend Tänze, worunter eine Fülle unvergesslicher Melodien.
Als virtuoser Bläser, der sich durch einen sehr persönlichen Stil auszeichnete und zu jeder beliebigen Weise auf Anhieb eine korrekte zweite Stimme zu spielen vermochte, wies er der Klarinette jene führende Rolle in der Ländlermusik zu, die ihr bis heute zukommt.



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