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Betschart
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Der Neffe von Alois Betschart, Sohn seines Bruders Franz und von Elisa Betschart-Schmidig, ist am 30. November 1927 zur Welt gekommen und ist zusammen mit seinen fünf Geschwistern im Brunniberg aufgewachsen. Seebi hatte eine strenge Jugendzeit. Er lernte schon früh bei der Arbeit im und ums Haus mitzuhelfen. Seine ganze Schulzeit verbrachte er in Seewen. Die Familie zügelte dann in den Fallenbach und kaufte etwas später das einfache Heimetli Bärfallen, ein Ort mit Ausschankmöglichkeit am Fusse der Rigi-Hochflue. Heute wird die Bärfallen-Hütte den Wanderlustigen als romantischer, im Wald abgelegener Ort mit atemberaubender Sicht auf den Vierwaldstättersee angepriesen.
Für die damalige Zeit eher als Ausnahmesituation zu betrachten, trennten sich seine Eltern, und Seebi lebte mit seinem Vater Franz alleine im Heimetli Bärfallen, hoch oben am vordersten Urmi- berg. Eines Tages schenkten ihm Holzer eine alte Handorgel, auf der er mehr schlecht als recht üben konnte. Er wusste damals wahrscheinlich noch nicht, dass drei seiner Onkel gute Musikanten waren, von denen Onkel Alois sein grosses Vorbild werden wird.
Im Fallenbach, in der legendären Texasbar, zwischen Brunnen und Gersau gelegen, lernt er seine spätere Ehefrau Rösy kennen. Sie hatte sich nicht nur in Seebi verliebt, sie war auch ebenso begeistert, wenn er orgelte. 1953 heirateten sie. Eine kurze Zeit lang wohnten sie noch mit Seebis Vater im Heimetli Bärfallen. An diesem zwar schönen, aber sehr abgelegenen Ort, wo nebenbei noch ein Berghaus mehr schlecht als recht betrieben wurde, konnte man nichts verdienen. 30 Geissen waren keine existenzielle Grundlage für ein junges Ehepaar. So beschlossen die beiden Jungver- heirateten, den Ort Bärfallen zu verlassen und selber eine neue Existenz aufzubauen.
In dieser Zeit machte Sunne-Seebi bereits an Handharmonika- und Tanzmusik-Wettspielen mit, errang den einen oder anderen Lorbeer und war auch mit der Mugerlimusig an der Fasnacht und an Kilbimontagen unterwegs. Es ging immer bis in die frühen Morgenstunden lustig zu und her. Die letzten Gäste waren meistens jene mit dem längsten Heimweg.
Josef Betschart erlernte die Grundbegriffe des Handorgelspiels bei seinen Onkeln Alois und Augustin; er hatte auch die ersten Auftritte in dieser Besetzung. Es ist davon auszugehen, dass er in dieser Zeit die Tänze von Onkel Alois nach alter Tradition, von Musikant zu Musikant, eins zu eins erlernt hat. Auch mit seinem Bruder Tobias, der vor allem durch sein Muulörgeli bekannt ist, erfreute er die Volksmusikfreunde.
Im Herbst 1954 übernahmen sie von den Geschwistern Cerncic die Kantine im Fallenbach, und sie begannen zu wirten. Seebi hatte in der Zwischenzeit Arbeit bei der Steinbruch Firma Ott bekommen. Der See wurde bald sein Zuhause, und er wurde schnell ein gefragter und versierter Nauenführer, der bis zu seiner Pensionierung (1991) mit „seinem“ Schiff Bruno zur Hauptsache Sand, Kies und Stein beförderte. Zu Beginn seiner Tätigkeit – so wird erzählt - sei er nicht im Besitz eines Schiffsführerausweises gewesen. Von seinem Vorgesetzten darauf angesprochen, habe er kurz und treffend geantwortet: „Das kann doch einen Seemann nicht erschüttern, keine Angst, keine Angst...!“
1962 kauften sie dann das Restaurant Sonne in Ibach, und sie wirteten dort bis am 21.12.1979. So erhielt er auch den Beinamen Sunne-Seebi. Tagsüber war er immer noch Nauenführer, aber nach dem Feierabend vorwiegend Musikant, und zwar ein aussergewöhnlich guter und gefragter Spieler. So war er wochentags und an den Wochenenden eher hinter dem Akkordeon als hinter dem Tresen anzutreffen. Mit Albert Lüönd, der leider viel zu früh verstorben ist, musizierte Seebi viel. Aber auch mit Pius Bellmont spielte er gerne und oft zusammen und machte mit ihm die uns heute bekannten Tonaufnahmen unter dem Namen „Betschart-Bellmont“. Er hatte ein grosses Repertoire und war auch ein stiller Bewunderer der Kasi-Geisser-Kompositionen, spielte aber am liebsten die Tänze seines Onkels Alois. Mit ihm musizierte er bis in die 1980-er Jahre gelegentlich auch zusammen, beispielsweise zum Frühschoppen im Restaurant Bären oder im Restaurant Kreuzstrasse in Goldau, von wo noch private Aufnahmen erhalten sind. Ein beständiges Akkordeonduo hingegen waren sie jedoch nie.
Die „Sonne“ war ein richtiges Musikanten-Restaurant. Man kannte Seebi weitherum. Viele angesehene Volksmusikanten der damaligen Szene, so in etwa die Grossväter der Innerschweizer Örgeli- Zunft, gaben sich die Ehre, in der „Sonne“ zu musizieren oder nur einfach Musik zu hören. Zu seinen grossen Verehrern gehörten auch Köbi Buser und Arthur Brügger.
Im Januar 1980 wurde die „Sonne“ verkauft und die beiden Wirtsleute zogen wieder nach Brunnen, an den Riedmattweg 6. Zwei Jahre nach der Pensionierung beeinträchtigte Seebi seine Sehbehinderung immer mehr. Er wurde mehrmals operiert, aber leider konnte die Erblindung nicht abgewendet werden. Der Sehverlust war wohl ein schwerwiegender Einschnitt in sein gewohntes Leben. Er musizierte trotzdem weiter und hat sein Leiden mit grosser Geduld ertragen. Kurz nach der Jahrtausendwende nimmt das Schicksal erneut seinen Lauf und erlöst Sunne-Seebi am 22. September 2001 von seinem schweren Krebsleiden.



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